Allston Lynd unseriöses Geschäftsgebaren - und wie ich trotzdem darauf reinfiel

Tricks von Allston Lynd

Vermieter-Form

Auf immoscout24.de hatte ich vor einigen Tagen eine interessante Wohnung entdeckt. Als Anbieter wurde Domus eG angegeben. Im Laufe meines Mieter-Lebens entwickelte ich die Ansicht, dass gewinnorientierte Immobilieninvestoren und deren Vermarkter vieles dafür tun, um möglichst hohe Renditen zu erzielen. Das ist auch nachvollziehbar, aber ich merkte, dass diese Absicht zulasten der Gebäudeinstandhaltung und stets aufstrebende Mieten und fragwürdigen Nebenkosten nachsichzog. Neben privaten Vermietern gehören auch Genossenschaften zu den Vermietern, die für mein Verständnis ihre Wohnungen nicht vergammeln lassen, günstiger vermieten und sich oft fair verhalten. Darüber hinaus haben Genossenschaften ein eher gemeinnütziges Ziel. Das dachte ich zumindest.

Nachdem ich Kontakt aufnahm und zur Besichtigung eingeladen wurde - und es ganz passend aussah -, meldete ich mich bei der sogenannten Vermietungszentrale Allston Lynd zurück. Darauf erhielt ich eine E-Mail:

… da wir alle relevanten Unterlagen schon haben geht es jetzt zügig, für die Mietvertragserstellung werden 120, - € auf folgendes Mietenkonto überwiesen:

Inhaber:                           Allston Lynd GmbH

IBAN:                                DE58 1005 0000 …

Verwendung:                  MV Sascha …

wenn die 120, - € auf dem Konto sind erhalten Sie den Mietvertrag in doppelter Ausführung, beide Exemplare werden dann unterschrieben an uns zurück versandt. Wenn der Mietvertrag rechtskräftig mit beiden Unterschriften zustande kommt können Sie die eingezahlten 120, - € mit der zu zahlenden Kaution verrechnen.

Da musste ich erstmal schlucken. Eine Mietvertragsgebühr für einen unbekannten Vertrag, der alles mögliche und unmögliche enthalten kann? Einigen Websites nach ist dies nicht zulässig, aber wenn man nicht zahlt, gibt es auch die Wohnung nicht …

Nach einer schlaflosen Nacht und der Überlegung, dass mir die Wohnung eigentlich gefällt und ich dringend eine suche, entschied ich mich zur Zahlung. Dank kognitiver Dissonanz rechtfertigte es mir damit, dass es eigentlich eine Art Pfand ist, die verrechnet wird. Aber was, wenn im Vertrag etwas Untragbares steht? Ich überwies den Betrag mit etwas Bauchweh und wartete ab.

Unschöne Überraschung im Vertrag

Wenige Tage später traf per Post der Vertrag ein. Aus dem Anbieter Domus eG wurde Schlünz und Breithaupt Immobilien GmbH. Die Firma erinnert mich an die eingangs erwähnte Gruppe der Investoren. Keine Adresse, keine Registereintragsangaben, lediglich der Zusatz, dass der Vermieter von Allston Lynd vertreten wird. Insgesamt las sich der Vertrag sehr vage. Ich klebte aber nun am Fliegenfänger und mir blieb in meiner Situation nichts anderes übrig und unterschrieb. Damit es schnell voran geht, wollte ich den Vertrag direkt bei Allston Lynd abgeben. Dort angekommen blickte ich auf ein riesiges Gebäude mit einer genau so riesigen Briefkastenanlage verschiedenster Unternehmen und sah auf dem überquellenden Briefkasten einen Zettel, auf dem zwei Zahlen standen (vermutlich die beiden Raumnummern) und die Bitte um Beachtung der Postnachsendung. Merkwürdig. Ich steckte meinen Briefumschlag mit dem Vertrag dazu und sendete später eine E-Mail, dass ich den Vertrag an der angegebenen Adresse einwarf.

Wieder einige Tage später bekam ich von Allston Lynd eine E-Mail in Kopie an den Hausmeister. Eine Wohnungsübergabe könne nun stattfinden. Ich wartete geduldig, aber es kam keine Reaktion. Ich rief den Hausmeister an, der deutlich gestresst reagierte. Er habe gerade keine Zeit und die Wohnung sei noch nicht fertig. Wir einigten uns zur Übergabe auf einige Tage vor dem 1. März 2023 und war guter Dinge.

Die Übergabe

Der Tag der Übergabe war da: Mit einem prall gefüllten Auto fuhr ich zur Wohnung und traf auf den Hausmeister. Während wir zur Wohnung gingen sagte er mir, dass er - entgegen der Angabe im Immobilienscout-Angebot - gar nicht vor Ort wohne, sondern in der Nähe der polnischen Grenze. Er sagte, wir protokollieren die Übergabe und präsentierte mir ein recht mängelfreies Protokoll. Ich protokollierte selbst und - durch meine Erfahrungen mit vorherigen Vermietern - blickte ich deutlich genauer auf Schäden, als bei der Besichtigung. Das erinnerte mich an das erste Verliebtsein und die rosarote Brille.

Angefangen von großflächigen Einbruchspuren und herausgebrochenem Holz an der Wohnungstür, in jedem Raum zahlreiche Farbflecken und anscheinend Brandspuren, tiefen Kratzern im Bodenbelag, beschädigte Fliesen und vieles mehr. Das war für mich in Ordnung, wollte aber nicht, dass es später mal heißen könnte, dass ich der Verursacher war und bestand auf Protokollierung.

Er tauschte unnötiger Weise den Wohnungstürschließzylinder, weil er das immer so mache. Ich erhielt sämtliche Schlüssel aus der Verpackung des Billigschlosses. Kein Problem, ich setze sowieso meinen eigenen Schließzylinder gleich ein. Er gab mir noch einen einzigen Haustürschlüssel. Der Zweitschlüssel müsse erst noch nachgemacht werden und das würde noch etwas dauern, aber ich würde ihn bekommen. Die Vormieter seien nach Greifswald verzogen. Dann setzte er noch ein neues Schloss in den Briefkasten ein (sein ungewöhnliches Austauschbedürfnis verstand ich zu dem Zeitpunkt noch nicht), kündigte einheitliche Namensschilder für die Klingel und Briefkästen an, und ich begann, die ersten Umzugskisten aus meinem Auto in die Wohnung zu bringen.

Die große, kalte Überraschung sollte aber noch folgen.

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